In Deutschland zählen rund 6 Mio. Menschen zur LGBTQ*-Community. Warum Coming-out wichtig ist und wie du damit anderen Mut machen kannst. Ein Gespräch mit Henry aus Berlin. Der 21- jährige war als Supporter bei der Plattform dbna tätig und hat vielen jungen Menschen Beistand bei ihrem Outing gegeben. Er konnte suizidgefährdeten Jugendlichen das Leben retten oder einfach bei ihren Ängste und Sorgen zuhören.
Mir fiel im Alter von 13 Jahren auf, dass ich nicht wie andere Jungs bin, ich war anders“, sagt Henry.
Glücklicherweise ist er damals im Internet auf die Seite „Du bist nicht allein“ (dbna) gestoßen. Der Titel der Seite selbst war der erste Hoffnungsträger in einer Zeit, in der ich nicht einmal sagen konnte, wer ich überhaupt bin.
Mit 14 Jahren meldete ich mich in dessen Forum bzw. Community an. Das war das erste Mal, dass ich mit Menschen in Kontakt kam, die gleiche Probleme und Gedanken hatten. Da mir dbna in meiner Selbstfindungsphase so viel gegeben hat, wollte ich etwas davon zurückgeben und wurde daher für dbna als Supporter tätig. Als ich meinen ersten Freund kennenlernte, wechselte ich durch ihn meinen gesamten Bekannten- und Freundeskreis und wurde so selbstsicherer, da ich wusste, wenn ich mich jetzt oute, dann weiß ich ganz genau wer hinter mehr steht.
Meine Mutter war die erste, die es von mir erfahren hat. Anfangs hatte ich noch viel Befürchtungen, wie sie wohl reagieren würde. Zum Glück hat sie aber dann sehr positiv auf das Thema reagiert und mir damals alle Sorgen und Ängste genommen. Nachdem alle in meiner Familie mein Outing ausnahmslos gut aufnahm und ich nur gute Gefühle zurück bekam, stand das öffentliche Outing bei Freuden und Bekannten aber erst noch an, sagt Henry.
Mein Outing auf Instagram
Ich habe mir lange überlegt, wie ich das Thema angehen soll und mich dann entschlossen, einfach ein Foto von mir und meinem damaligen Freund auf Instagram zu posten. Ich habe dann den Satz: „Ich könnte jetzt ganz viel schreiben aber eigentlich will ich euch nur sagen, dass ich mit einem Jungen zusammen bin und wer das nicht akzeptiert, der kann mich mal“ dazu geschrieben. Die Reaktionen waren unglaublich, so viel Zuspruch und so viel Liebe, hätte ich mir nicht erträumen könne.
Ab diesem Tag wurde das Leben erst richtig lebenswert!
Was bedeutet Coming-out und warum ist es wichtig?
Coming Out erlaubt dir, du selbst sein zu können und so zu leben, wie es sich für dich gut anfühlt, ohne das du deine Gefühle und deine eigene Identität vor anderen verstecken musst. Du selbst zu sein und so zu leben, wie du willst ist ein wichtiger Schritt für deine eigene Identität.
Die erste Phasen des Coming-Out: Werde dir selbst klar darüber, was du willst!
Das Herausfinden der eigen sexuellen Orientierung kann manchmal ein Monate- oder Jahrelanger Prozess sein. Bevor du deinen Freunden oder deiner Familie von der sexuellen Orientierung erzählst, solltest du erstmal ein ,,inneres Outing" vollziehen um dir klar darüber zu werden, auf welches Geschlecht oder welche Geschlechter du stehst.
Natürlich gibt es auch Menschen, die sich von beiden Geschlechter angezogen füllen, das würde man als bisexuell bezeichnen. Selbstzweifel, Sorgen und stundenlanges Grübel über die eigene Sexualität sind keine Seltenheit. Wir lernen im Kindergarten klassische ,,Mutter- Vater- Kind" Spiele und auch im Sexualkundeunterricht in der Schule geht es meist nur um Mann und Frau.
Hier ein paar Tipps zum Thema Online Dating:
Dating-Apps bieten eine gute Möglichkeit andere Menschen kennenzulernen.
Am Anfang kann die Anonymität der App vom Vorteil sein.
Tinder ist hierbei m. E. die beste Dating- App
Viele Kontakte über die Apps sind leider sehr oberflächlich (Bsp. Netflix und chillen)
gutes Gefühl für den Umgang mit Chats entwickeln und mit anderen austauschen
immer kritisch sein und die Echtheit der Person prüfen
am besten an öffentlichen Orten oder Plätzen treffen
mit der Zeit bekommt man oft ein gutes Gespür für ,,Fake-Profile"
Welcher Zeitpunkt für das Outing?
Es gibt keinen ,,perfekten" Zeitpunkt für ein Outing, aber ein bisschen Vorbereitung kann nicht schaden. Wenn du z.B. gerade vor eine sehr wichtigen Prüfung stehst, würde ich das Outing ggf. etwas nach hinten verschieben. Das wichtigste ist, dass du dich bei deinem Outing wohlfühlen und stark genug bist auch mit negativen Reaktionen umzugehen.
Vielleicht brauchen deine Freunde oder Eltern auch etwas Zeit um mit der neuen Situation klar zu kommen. Das bedeutet nicht das sie dich ablehnen und nicht mehr mögen, sondern das sie vielleicht einfach nicht damit gerechnet haben und nicht wissen, wie sie darauf reagieren sollen.Mit deinem Outing kannst du auch ein Vorbild für andere sein und setzt ein klares Zeichen, dass Homosexualität keine Schande ist!
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