Im Rahmen der bundesweiten Aktion ,,Out in Church" haben sich 125 queere Mitarbeitende der katholischen Kirche öffentlich geoutet. Die Aktion steht für Offenheit und Akzeptanz.
Ein Gespräch mit Jens Ehebrecht-Zumsande. Der Referent des Erzbistums Hamburg ist einer der Initiatoren und Gründer der Initiative.
Jens, wie kamt ihr auf die Idee, die Initiative ,,Out in Church" ins Leben zu rufen?
Inspiriert wurde ich durch die eindrucksvolle Aktion Act Out, bei der sich Anfang 2021 zahlreiche queere Schauspieler*innen geoutet haben. Ich habe damals auf Twitter und auf Facebook einen Post geschrieben: ,,Schaut mal, sowas brauchen wir auch in der katholischen Kirche!'' Im kirchlichen Kontext bedeutet ein solcher Schritt immer noch ein erhebliches Risiko, da ein Coming Out schwerwiegende Folgen bis zur Kündigung und Zerstörung der beruflichen Existenz haben kann. Schnell haben sich ein paar Leute gefunden und dann haben wir mit der Planung begonnen.
„Viel zu oft wird abstrakt über die Betroffenen gesprochen. Mit ,,Out in Church" werden diejenigen, um die es geht, in der Kirche selbst hörbar und sichtbar.“
Video: ARD Mediathek, Doku: Wie Gott uns schuf 24.01.2022
Tief verankerte kirchliche Methoden der Verurteilung und Beschämung machen es queeren Menschen im Dienst der katholischen Kirche schwer, sich zu zeigen. Deswegen möchte die Initiative ,,Out In Church" zu einer Erneuerung der Glaubwürdigkeit und Menschenfreundlichkeit der katholischen Kirche beitragen.
,,Es ist wichtig, dass man Dinge hinterfragt. Das betrifft auch die Katholische Kirche.“
Jens möchte sich gemeinsam mit seinen Mitstreitern dafür einsetzen, dass die katholische Kirche zu einem modernen und offenen Ort auch für queere Menschen wird.
Das Manifest der Initiative beinhaltet folgende Kernforderungen:
Die katholische Kirche steht aufgrund der Missbrauchsfälle immer wieder in berechtigterer Kritik. Bist du der Meinung die kath. Kirche unternimmt genügend Massnahmen zur Aufklärung dieser Fälle?
Das ist ein so komplexes Thema das sich pauschal nicht beantworten lässt. Es gibt einige Bistümer, die mit einem guten Beispiel voran gehen. In jedem Fall ist hier aber noch viel Aufklärungsbedarf und auch eine entsprechende Entschädigung der Opfer zu leisten. Es ist nicht nur mit der Aufklärung der Vergangenheit getan, sondern wir brauchen auch in Zukunft wirksame Maßnahmen, dass so etwas nicht mehr passiert.
Out in Church ruft alle LGBTQ*-Personen, die haupt- oder ehrenamtlich in der römisch-katholischen Kirche tätig sind, auf, sich der Initiative anzuschließen. Zudem sind alle Menschen eingeladen, sich mit der Initiative zu solidarisieren. Die Bischöfe und alle, die in der Kirche Verantwortung tragen, die Kirchengemeinden, Verbände und Ordensgemeinschaften werden aufgefordert, ihre Unterstützung für das Manifest öffentlich zu erklären.
Podcast VielfaltTALKS mit Jens: https://open.spotify.com/episode/4iQTh9E8v5A3NohV53FL0n?si=86579815cafb4458
Petition auf change.org: https://www.change.org/p/gläubige-und-mitglieder-der-römisch-katholischen-kirche-und-solidarisierende-outinchurch-für-eine-kirche-ohne-angst
Weitere Informationen: www.outinchurch.de TV-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“: 24. Januar 2022 um 20:15 Uhr, Das Erste https://www.ardmediathek.de
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