Der Übersetzer und Dolmetscher Marc Arthur (31) aus Wiesbaden möchte mit seiner Kampagne „freeyourselfnow“ jungen Menschen mit Migrationshintergrund bei ihrem Outing helfen. Er hat mit seiner Idee unter die letzten 12 Teilnehmer*innen bei Mr. Gay Germany geschafft.
Marc, worum geht es bei deinem Projekt?
Sie richtet sich vor allem an junge Menschen, aber auch an alle, die mit ihrem Outing zu kämpfen haben. Jeder hat das Recht darauf, offen und selbstbewusst in jeder Gesellschaft zu leben. Ich selbst habe mir dieses Recht und das Selbstbewusstsein Stück für Stück erkämpfen müssen, weil ich in einer sehr homophoben Gesellschaft aufgewachsen bin. Dies muss nicht sein. Wir sind doch alle Menschen.
Deshalb möchte ich Anderen dabei helfen, zur eigenen Sexualität zu stehen, die angeblich von irgendeiner Norm abweichen solle. Auch möchte ich bei der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit helfen; und zwar frei von Ängsten und der Erwartungshaltung anderer.
Dabei spielen die Familien und das enge persönliche Umfeld eine besondere Rolle. Leider sind diese oft selbst mit viel Unsicherheiten konfrontiert. Dort möchte ich zum Abbau von Vorurteilen und Ängsten beitragen und im Gegenzug den Mut zur Offenheit fördern.
Warum glaubst du, ist das Thema wichtig?
Homophobie trifft uns im Kern. Nicht nur weil sie die sexuelle Orientierung betrifft, sondern auch weil sie unseren natürlichen Platz in der Gesellschaft angreift. Die Ausgrenzung oder Abwertung von großen Teilen der Gesellschaft ist für den Einzelnen nur schwer zu ertragen. Schließlich sind wir als Menschen auch soziale Wesen.
Besonders empfindlich wird es für Jugendliche, die sich in einer wichtigen Phase ihrer Entwicklung befinden. Wunden oder Unterdrückungen, die hier entstehen, lassen uns oft ein Leben lang damit
Wie kam es dazu, dass dich als Mr. Gay Germany beworben hast?
Mr. Gay Germany steht für ein soziales Engagement und für eine sehr bedeutende Plattform in Bezug auf die Rechte der LGBT-Community. Mit der Teilnahme an Mr. Gay Germany möchte ich meine persönliche Botschaft und die Belange der LGBT-Community mit einer größeren Reichweite stärker kommunizieren.
Auch würden mich der Austausch mit den anderen Kandidaten sowie mit der LGBT-Community mit Ihren Erfahrungen, Meinungen und Vorschlägen interessieren. Mit der Kandidatur wäre ich ein gutes Stück mehr in diesen Austausch involviert und könnte meinen Beitrag zur besseren Sichtbarkeit der LGBT-Community leisten.
Dabei spielen die Familien und das enge persönliche Umfeld eine besondere Rolle. Leider sind diese oft selbst mit viel Unsicherheiten konfrontiert. Dort möchte ich zum Abbau von Vorurteilen und Ängsten beitragen und im Gegenzug den Mut zur Offenheit fördern.
Wie lief dein eigens Outing?
Mein Outing kam relativ spät bei Freunden mit 19 Jahren und bei der Familie mit 26 Jahren. Ich bin in Kamerun geboren und aufgewachsen. Dort herrscht eine homophobe und streng katholische Kultur; Kamerun belegt auf dem Index einen der letzten Plätze.
Mit 17 Jahren kam ich nach Deutschland zum Studieren, wo ich erstmals einer aufgeschlosseneren Kultur begegnete. Erst mit dem allmählichen Herauswachsen aus der kamerunischen Gemeinschaft in Deutschland und mit professioneller psychologischer Unterstützung fand ich den Mut, innerlich zu meiner Homosexualität zu stehen.
Die erste Öffnung gegenüber neuen (nicht-kamerunischen) Freunden hatte ich mit 19 Jahren, die allesamt keine Probleme hiermit hatten bzw. sich für mich über das neue Selbstbewusstsein gefreut habe.
Die Kraft für das Outing gegenüber der Familie und den kamerunischen Freunden fand ich jedoch erst mit 26 Jahren mit Unterstützung meines Lebensgefährten. Diese reagierten erwartungsgemäß größtenteils mit Ablehnung und distanzierten sich von mir. Nur ein Bruder von vier Geschwistern hielt von Anfang zu mir, später – nach ein paar Jahren – folgte dem auch meine Schwester. Zu dem restlichen Teil meiner Familie habe ich seitdem keinen regelmäßigen Kontakt mehr.
Wie erlebst du die Akzeptanz als People of Color in der Community?
Eigentlich recht gut. Rassistische Abwertungen kommen bei mir selten vor. Unsere Themen nehme ich als gemeinsame Herausforderungen war, unabhängig von der Herkunft. Also zB das Outing, Homophobie, heteronormatives Rollenkonzepte, alternative Familienplanung. Das scheint uns zu Einen und bestimmt auch so manchen rassistischen Stereotyp vergessen lassen.
Ihr findet Marc auf Instagram unter: @marcarthur1990
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